Merinowolle boomt – Leider oft auf Kosten der Schafe
Häufig verbindet man mit dem Wort „Wolle“ die kratzende Mütze aus der Kindheit, die man unter keinen Umständen aufsetzen wollte. Wer zum ersten Mal Merinowolle in der Hand hält, dürfte seine Meinung dazu innerhalb von Sekunden ändern.
Denn das Material ist so angenehm zu tragen, dass sowohl Sportkleidungs- als auch namhafte Modehersteller wie Ralph Lauren auf das Material setzen. Doch immer häufiger steht Merinowolle in der Kritik, denn leider ist Tierschutz nicht für jeden Hersteller ein Thema.
Wir verraten Ihnen, was es mit dem Merino-Tierschutz auf sich hat und wie Sie Merinowolle guten Gewissens kaufen können.
Trendmaterial Merinowolle – was macht das Material so besonders?
Vor allem Sportler wissen das weiche Naturmaterial zu schätzen, weshalb Sportkleidung und -unterwäsche häufig daraus hergestellt werden. Das ist natürlich kein Zufall. Die Wolle der Merinoschafe vereint wertvolle Eigenschaften in sich, die sie zu einem unschlagbaren Material für Funktionskleidung machen.
Dazu zählen unter anderem:
- Eine beeindruckende Wärmeleistung. Merinowolle wärmt bei kühlen Temperaturen und kühlt, wenn es warm ist.
- Schweißgeruch ist mit Merinokleidung kein Thema mehr, da die Fasern Gerüche nicht so schnell aufnehmen.
- Das Material wärmt sogar, wenn es nass ist.
- Die Wolle ist flauschig weich und kratzt nicht.
- Schmutz wird ebenso abgewiesen wie Gerüche.
- Das Material knittert nicht.
»Probleme mit Tierheim-Tieren?«
So wird Merinowolle gewonnen
Das Merinoschaf stammt ursprünglich aus Nordafrika. Mit der Zeit wanderte es jedoch nach Spanien und von dort fand es seinen Weg nach Australien und Neuseeland, wo heute ein Großteil der Merinowolle gewonnen wird. Die australischen Merinoschafe sind weiß bis beige und daher kann die Wolle besonders gut in hellen Farben eingefärbt werden.
Merinowolle gehört zu den edelsten Wollsorten der Welt und dadurch, dass sie sehr ertragreich ist, muss man trotzdem kein Vermögen dafür ausgeben. Bis zu zehn Kilogramm Wolle kann ein Merinoschaf in einem Jahr geben – etwa drei Mal so viel wie ein gewöhnliches Schaf! Die Wolle wird im Idealfall durch schonende Scherung von Hand gewonnen. Leider vergessen immer noch einige Farmer dabei, wie wichtig es ist, Rücksicht auf das Wohl der Tiere zu nehmen.
Mulesing – wie Merinoschafe gefoltert werden
Vorrangig in Australien, wo über ein Drittel des weltweiten Wollaufkommens produziert wird, werden Merinoschafe mit besonders vielen Hautfalten gezüchtet, denn wo viel Haut ist, wächst auch viel Wolle.
Diese Hautfalten führen allerdings auch häufig zu hygienischen Problemen, die zur Folge haben, dass sich Fliegenlarven in den Hautfalten rund um den After der Tiere einnisten und die Schafe von innen auffressen.
Um dem vorzubeugen, greifen viele Farmer zu einer nicht minder grausamen Maßnahme, die sich Mulesing nennt. Dabei werden den Schafen (meist ohne Betäubung) die Hautfalten, in denen sich die Larven einnisten, entfernt. Diese Prozedur ist für die Schafe äußerst qualvoll und daher keineswegs zu unterstützen.
Was Sie als Käufer tun können
Sie fragen sich, ob Sie Merinokleidung überhaupt guten Gewissens kaufen können? Ja, können Sie! Denn immer mehr Marken haben inzwischen reagiert und sich ganz klar gegen Mulesing ausgesprochen. Hier gilt es, sich über die Hersteller zu informieren. Die Liste der Marken, die sich gegen Tierquälerei aussprechen, wird zum Glück immer länger.
Outdoormarken, denen Sie vertrauen können, sind:
- Icebreaker Merino
- Smartwool
- Woolpower
- Mufflon
- Ortovox
- Devold
- Bergans
Wenn Sie sich für ein Merinoprodukt einer Marke interessieren, die nicht aufgelistet wurde, können Sie sich an folgenden Gütesiegeln orientieren:
- GOTS (Global Organic Textile Standard)
- ZQ Merino
- New Merino
- RWS (Responsible Wool Standard)
Wenn das Produkt mit einem dieser Siegel ausgezeichnet ist, können Sie sich sicher sein, dass die Wolle dafür ethisch korrekt gewonnen wurde und kein Tier dabei zu Schaden gekommen ist. Merinowolle hat sich in den letzten Jahren von einem Underdog- zum Trendmaterial entwickelt. Kaum ein Sportkleidungshersteller kommt noch ohne Merinowolle aus. Kein Wunder, schließlich gibt es für Sportler kaum ein Material mit besseren Eigenschaften, das dabei auch noch so gut aussieht und sich so weich tragen lässt.
Leider nehmen es nicht alle Hersteller mit dem Tierschutz so genau. Gerade bei Merinowolle ist das jedoch sehr wichtig. Wenn Sie sichergehen wollen, dass Sie mit Ihrem Kauf keine Tierquäler unterstützen, sollten Sie sich genau über den Hersteller informieren. Wenn er mit einem der oben angeführten Gütesiegel ausgezeichnet ist, können Sie bedenkenlos zugreifen.
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