Hundetrainer Cesar Millan sorgt für Kontroversen
Am 12. und 13. 9. 2014 gastiert einer der wohl umstrittensten Hundetrainer der Welt in der Wiener Stadthalle – der US-Amerikaner Cesar Millan.
Der Hundetrainer, der sich durch seine Fernsehauftritte bei Sixx oder National Geographic (“Dog Whisperer”, “Der Hundeflüsterer”) einen Namen gemacht hat, findet nicht nur Zustimmung.
So versucht er Hunde zum Teil mit Schlägen, Tritten und Würgehalsbändern “in einen Zustand der ruhigen Unterwürfigkeit” zu führen – kritisiert unter anderem der Österreichische Tierschutzverein in einer aktuellen Aussendung.
“Die Wiener Magistratsabteilung 60 für Veterinärdienste und Tierschutz (MA 60) sah jedoch keinen Grund, die Shows von Millan in Wien im Vorfeld zu stoppen. Der Österreichische Tierschutzverein appelliert daher nun an alle HundebesitzerInnen, die Shows erst gar nicht zu besuchen.”
Cesar Millan kam als mexikanischer Einwanderer in die USA, wo er anfangs die Hunde von Prominenten ausführte und anschließend zum Hundetrainer aufstieg. Der Durchbruch gelang ihm schließlich mit diversen TV-Reality Soaps.
Der Hundeflüsterer wird kontrovers gesehen
Der Österreichische Tierschutzverein in seiner Aussendung: Er wirbt damit, “gefährliche Hunde wieder ruhig zu machen”. Die Realität wirft ein grausames Bild auf Millans Methoden: Die Hunde werden teilweise durch dünne Halsbänder massiv gewürgt und mit Tritten in die Nierengegend gefügig gemacht. Außerdem kommen die in Österreich längst verbotenen Stachel- und Elektrohalsbänder zum Einsatz. Die schmerzhafte und erniedrigende Behandlung treibt die Hunde in die sogenannte “erlernte Hilflosigkeit” und führt in den meisten Fällen zu depressiv-lethargischen Zuständen.
Damit nicht genug: derart malträtierte Hunde werden zu tickenden Zeitbomben. Durch die gewalttätige Art der Erziehung laufen TierhalterInnen Gefahr, dass sich die gequälten Hunde irgendwann aus dieser Schockstarre befreien und sich aus Angst zu wehren beginnen. Zahllose Videos im Internet beweisen, dass auch Millan selbst während seiner Shows mehrfach von Hunden gebissen wurde. Nicht verwunderlich also, dass viele seiner Methoden gegen das Österreichische Tierschutzgesetz verstoßen.
»Gesundheitliche Auswirkungen der Hundeerziehung?«
Das reichte der Behörde offenbar nicht aus, um die Shows schon im Vorfeld zu unterbinden.
Der Österreichische Tierschutzverein forderte von der MA 60 bereits vor Wochen ein Verbot der geplanten Shows.
Obwohl in einer ersten Stellungnahme seitens der MA 60 noch die Rede davon war, dass bei ” … vermuteten Verstößen gegen das Bundestierschutzgesetz (…) selbstverständlich durch die MA 60 keine tierschutzrechtliche Bewilligung für diese Veranstaltung erteilt wird (…)”, darf Millan in Wien auftreten.
Dazu Mag. Christian Hölzl, Sprecher des Vereins: “Die Entscheidung ist absolut nicht nachvollziehbar. Der Behörde können die zum Teil tierquälerischen Methoden Millans nicht verborgen geblieben sein. Es ist doch hanebüchen, dass die MA 60 in der Hoffnung, dass Millan in der Stadthalle doch nichts Illegales macht, den allseits bekannten, zweifelhaften Praktiken zuerst einen Persilschein ausstellt, nur um während der Veranstaltung dann erkennen zu müssen, dass Millan am Rande der Legalität wandelt oder gar gegen das österreichische Tierschutzgesetz verstößt.
Ein verheerendes Signal an die Öffentlichkeit, denn derartige Methoden sind eine Gefahr für Hunde und Menschen und sollten in keinster Weise als Vorbild für richtige Hundeerziehung dienen. Eventuell notwendige strafrechtliche Maßnahmen nach der Veranstaltung kommen für die in der Show auftretenden Tiere zu spät und verhindern kein Tierleid!”
Die Entscheidung der Behörde zeigt offensichtliche Lücken im Gesetz und Vollzug im Kampf gegen profitgierige “Hundeheiler” auf. In anderen Ländern, wie etwa in Italien und Schweden – wurde bereits erfolgreich für eine Einstellung der Shows und TV-Serien protestiert. Selbst in Millans Heimat USA wurde die TV-Show nach wilden Protesten 2012 abgesetzt, so endet abschließend die äusserst kritische Stellungnahme des Österreichischen Tierschutzvereins.
Inwieweit die Kritik an Cesar Millans Methodik begründet ist, entzieht sich der Kenntnis unserer Redaktion. Gerne nehmen wir daher weitere Stellungnahmen von Hundefreunden entgegen, entweder hier auf der Webseite oder auf unserer Tierschutzplattform auf Facebook: Ich liebe Tiere | Pro Tierschutz
MEHR ZUM THEMA
Ich muss lernen! Aber wie? – Das Lernverhalten des Hundes
Unterwerfen oder nicht unterwerfen – das ist hier die Frage
Die Hundeprofis – Tipps von Hundetrainern
Cesar Millan rejects cruelty claims – Interview in Englisch
Foto: AbdonMorales