Tierschutz im Urlaub
Andere Länder, andere Sitten – das ist ja auch das Schöne am Urlaub. Allerdings sind Tierschutzstandards auch im Ausland selten auf hohem Niveau.
Und was Touristen auf den ersten Blick als reizvolle Urlaubsattraktion oder als kulinarische Delikatesse erscheint, ist oftmals für Tiere mit Qualen verbunden. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten gibt Tipps, wie man auch im Ausland Tieren gegenüber respektvoll bleibt.
Streunertiere
Was vor allem in südlichen Ländern dem Urlauber sofort ins Auge springt, ist die Anzahl an streunenden Hunden oder Katzen. Man lässt sich als Tierliebhaber leicht dazu verleiten, die Tiere zu füttern. „Das Problem ist, dass sich die Streuner sehr rasch an diese Nahrungsquelle gewöhnen, die dann nach der Urlaubssaison sofort wieder versiegt“, sagt Dr. Martina Stephany, Kampagnenleiterin von Vier Pfoten. Kaum ist die Saison vorbei, verhungern viele Streuner und ihre Jungen, weil das Futter ausbleibt. „Besser als sie zu füttern ist es daher, eine ortsansässige und anerkannte Tierschutzorganisation direkt am Urlaubsort mit einer Spende zu unterstützen, damit langfristig Futter und Kastrationen finanziert werden können“, so Dr. Stephany.
Unterhaltung
Für viele Menschen ist der Ausritt auf einem Tier ein besonderes Urlaubsvergnügen. Nicht nur Pferde und Ponys, auch Elefanten, Kamele oder Esel werden den Touristen angeboten. Die Haltungsbedingungen und der Zustand dieser Tiere ist häufig sehr problematisch. Sie sind den ganzen Tag der Hitze ausgesetzt – oft ohne ausreichend Wasser, Futter und Schatten. Nicht passende Sättel und Zaumzeuge führen zu Scheuerstellen und offenen Wunden, die sehr schmerzhaft sind. Insbesondere für Wildtiere bedeutet der ständige Kontakt mit Menschen Stress. Für den Urlauber kann der direkte Kontakt z. B. zu Elefanten im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.
Auch mangelhafte Tierhaltung in vielen Zoos und Tierparks sollte nicht durch Eintrittsgelder unterstützt werden. Vier Pfoten empfiehlt außerdem, sich von Sport- und Wettkämpfen mit Tieren fernzuhalten. Ob es die traditionellen Stierkämpfe in Spanien, Südfrankreich, Portugal und in Teilen Südamerikas sind, oder die grausamen Hunde- oder Bärenkämpfe sind: Ihnen ist gemein, dass Tiere dafür gequält werden. Bei Stierkämpfen etwa werden den Tieren zu Beginn der Veranstaltung „Banderillas“, geschmückte Holzstäbe mit eisernen Widerhaken, von den sogenannten „Picadores“ in den Nacken gestoßen.
Durch die schnellen Bewegungen des roten Tuchs dicht vor dem Stier dreht das Tier seinen Kopf rasch hin und her. Dadurch erleidet der Stier starke Schmerzen und verliert viel Blut. Mit dem sogenannten „Gnadenstoß“ wird der Stier als Höhepunkt des Spektakels getötet. Ein erster Schritt in die richtige Richtung: Im spanischen Katalonien sind Stierkämpfe seit dem 1. Januar 2012 verboten. „Je weniger Menschen sich an dem Geschäft mit den Tieren beteiligen, desto schneller wird es beendet“, sagt Dr. Martina Stephany. „Unterstützen Sie diese grausamen Veranstaltungen bitte nicht mit Ihrem Eintrittsgeld!“
Kamele werden in Urlaubsländern oft mangelhaft gehalten
„Foto-Tiere“
In vielen Urlaubsländern werden Wildtierbabys zur Schau gestellt und in belebten Straßen, am Strand oder in der Diskothek als Touristenattraktion missbraucht. Für ein paar Euro dürfen sie angefasst, auf den Arm genommen und Fotos mit ihnen gemacht werden. Ahnungslose Touristen wissen nicht, welch leidvolles Geschäft sie damit unterstützen: Die Tierbabys werden viel zu früh von ihren Müttern getrennt und oft schlecht ernährt, damit sie lange klein bleiben. Die ständige Nähe zu Menschen schadet ihrer Entwicklung. Die Tiere stehen unter permanentem Stress und leiden unter den nicht tiergerechten „Arbeitsbedingungen“. Manchen Tieren werden zuvor Krallen und Eckzähne entfernt oder sie werden mit Medikamenten ruhig gestellt, damit sie sich besser handhaben lassen. „Wenn Sie im Urlaubsland auf solch ein Angebot treffen, sagen Sie dem Hotelmanager oder Reiseveranstalter Bescheid. Je mehr Kunden sich beschweren, desto schneller finden solche Angebote ein Ende“, empfiehlt Dr. Stephany.
Insbesondere im südlichen Afrika gibt es viele Farmen mit Löwen, Leoparden und Geparden, die der Unterhaltung von Touristen dienen. Das Spektrum reicht von einfachen Tagestouren bis zu wochenlangen Aufenthalten. Viele Angebote preisen den direkten Kontakt mit den gefährlichen Großkatzen als unvergessliches Urlaubserlebnis an. So können Touristen Löwenbabys streicheln, ihnen die Flasche geben oder mit jugendlichen Großkatzen spazieren gehen („Walking with Lions“). Diese Angebote sind für Touristen nicht nur potentiell gefährlich, sondern auch tierschutzwidrig. Für Jungtiere und ihre Mütter ist die oft viel zu frühe Trennung wenige Wochen nach der Geburt traumatisierend. Während die Weibchen so schnell wie möglich wieder empfängnisbereit werden und am Fließband Junge gebären sollen, wird der Nachwuchs durch den direkten Kontakt mit Menschen fehlgeprägt. Sind die jungen Großkatzen dem Kuschelalter entwachsen, erwartet sie ein ungewisses Schicksal, das sie im schlimmsten Fall als Jagdtrophäe enden lässt.
Andere Länder – andere Speisen
Ein absolutes „No-Go“ sind manche der ausländischen kulinarischen Spezialitäten. „Wir raten beispielsweise dringend vom Konsum von Enten- und Gänsestopfleber bzw. von Enten- und Gänseleberpastete ab“, erklärt Dr. Martina Stephany. „Hinter der Herstellung dieser vermeintlichen Köstlichkeiten verbirgt sich nämlich eine grausame Mastmethode, die die Tiere gezielt krank macht: Ihre Leber vergrößert sich auf das bis zu Zehnfache des Normalgewichts und drückt auf andere Organe, etwa die Lunge. Dadurch ersticken viele Tiere bereits während der Mast, andere wieder an den Folgen der völlig überfetteten Leber.“ Auch in der beliebten Schildkrötensuppe steckt immenses Leid: Die Tiere werden gefangen und ihre Nester geplündert, da die Eier stark ölhaltig sind und ebenfalls als Delikatesse gelten. Um die gefangenen Schildkröten zu den Marktplätzen zu transportieren, durchbohrt man ihnen die Flossen, bindet sie zusammen und hängt die Tiere noch lebend auf Bambusstangen auf. Würde man sie töten, würde ihr Fleisch in der Hitze sofort verderben.
Tierische Souvenirs
Zu guter Letzt empfiehlt Dr. Stephany, beim Kauf von Souvenirs vorsichtig zu sein: „Oft verbirgt sich hinter angebotenen Urlaubs-Mitbringseln wie Haifischzahn-Ketten und Schmuck aus Schildkrötenpanzern großes Tierleid. Die Wildtiere werden gewaltsam der Natur entrissen oder unter unwürdigen Bedingungen in Massen für die Touristen gezüchtet. Mit dem Kauf trägt man zur Ausrottung geschützter Arten bei.“ Die Einfuhr von Souvenirs, die von bedrohten Arten stammen, ist nach dem Washingtoner Artenschutz-Abkommen nicht erlaubt und wird mit Geldbußen und sogar Freiheitsstrafen geahndet.
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