Zoo Leipzig feiert 135. Geburtstag: Moderne Tiergärten sind PR – Agenturen für die Wildtiere
Am kommenden Sonntag, den 9. Juni, wird der Zoo Leipzig 135 Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums hat Zoodirektor Dr. Jörg Junhold gemeinsam mit Journalisten einen Rundgang durch die Geschichte und Zukunft des Tiergartens an der Pfaffendorfer Straße unternommen und dabei herausgestellt:
„Zoos im 21. Jahrhundert sind PR-Agenturen für die Wildtiere und ihre Lebensräume.“ Entsprechend haben Tiergärten heute neben ihrer Funktion als Kultur- und Freizeiteinrichtung drei Kernaufgaben: Erziehung & Bildung, Artenschutz und Forschung.
Mit weltweit mehr als 700 Millionen Besuchern pro Jahr seien Zoos heute die größte außerschulische Bildungseinrichtung, denen eine enorme Verantwortung im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes sowie für den Erhalt der Biodiversität zukomme. Der Zoo Leipzig hat sich im Jahr 2000 mit dem Unternehmenskonzept Zoo der Zukunft auf den Weg in selbige gemacht, um den Anforderungen und Aufgaben der Gegenwart gerecht zu werden.
Wegweisende Projekte wie das Entdeckerhaus Arche, die Lippenbärenschlucht, die weltweit einzigartige Menschenaffenanlage Pongoland, die naturnah gestaltete Tiger-Taiga und die Tropenerlebniswelt Gondwanaland wurden seitdem bereits realisiert. Allerdings, so gibt Junhold zu bedenken, hat der Zoo auch noch zahlreiche Aufgaben vor sich.
Allein in diesem Jahr werden fünf Projekte parallel vorangetrieben: Für die vom Aussterben bedrohten Amurleoparden entsteht eine neue Anlage, der Ausgangsbereich wird völlig neu gestaltet, die historische Bärenburg von 1929 wird in ein Besucherzentrum umgewandelt und hinter den Kulissen entsteht eine neue Wasservogelaufzucht. Zudem wird die Sanierung der Kongreßhalle fortgesetzt.
Die Veränderungen im Zoo Leipzig erfolgen unter Beachtung der Geschichte des Tiergartens, die 1878 in der kleinen Gaststätte „Zum Pfaffendorfer Hof“ begann. Gastwirt Ernst Pinkert hatte Raubtiere aus dem Tierpark Hagenbeck nach Leipzig geholt, um seine Gäste an den Exoten teilhaben zu lassen.
Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Pinkert erweiterte die Fläche bis 1900 auf 5,5 Hektar. Heute umfasst der Zoo Leipzig 26 Hektar und beherbergt rund 850 Tierarten. Der historische Eingangsbereich und der Gründergarten zeugen von der frühen Phase des Zoos. Auch die Anlagen der 20er und 30er Jahre sind Bestandteil des Erscheinungsbildes.
Das Aquarium wurde an seinem heutigen Platz bereits 1910 eröffnet. Im Entdeckerhaus Arche, dem einstigen Raubtierhaus, lebten von 1901 bis 2003 die Löwen, bevor sie in die weitläufige Löwensavanne Makasi Simba umgesiedelt wurden. Der Elefantentempel Ganesha Mandir, 1926 erbaut, wurde bereits 2006 saniert.
Die im Jahr 1976 angelegte Huftierfreianlage am Rosental fasziniert seit 2004 als Kiwara-Savanne die Besucher und in der Tropenerlebniswelt Gondwanaland, die auf dem Gelände der früheren Orsta-Werke errichtet wurde, ist das Ökosystem Regenwald mitten in Europa lebendig – und erlebbar.
„Die gesellschaftliche Sensibilität für den Umgang mit Tieren und die Verantwortung für den Erhalt von Artenreichtum hat sich im Laufe der letzten 135 Jahre enorm erhöht. Diesem Prozess tragen wir bei der Entwicklung des Zoo Leipzig ständig Rechnung und optimieren unsere Strukturen sowohl im Bereich der Wildtierhaltung und des Artenschutzes wie auch mit Blick auf die Bedürfnisse der Besucher“, fasst Zoodirektor Dr. Junhold die Herausforderungen, denen Zoos im 21. Jahrhundert gegenüberstehen, zusammen.
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