Giardien und andere Darmparasiten
Nicht nur Würmer, sondern auch parasitäre Einzeller, bedrohen die Darmgesundheit von Hund und Katze und können Infektionen hervorrufen. Am häufigsten kommen sogenannte Giardien vor, besonders betroffen sind junge Tiere. Der häufig sehr enge Kontakt zwischen Mensch und Haustier birgt auch gesundheitliche Risiken für den Menschen. So können Hunde und Katzen bestimmte Endoparasiten auf den Menschen übertragen, da diese ein zoonotisches Potenzial besitzen. Das gilt für Rundwürmer ebenso wie für Bandwürmer und eben für Giardien.
Junge Tiere besonders schützen
Giardien besiedeln häufig den Dünndarm junger Hunde. Dort leben und vermehren sich die Parasitenformen und bilden Zysten, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Durch Ablecken kotverschmutzter Haare, Schnüffeln an Hundehaufen und durch die Aufnahme kontaminierten Futters oder Trinkwassers kann sich der Hund immer wieder selbst anstecken. So erfolgt auch die Ansteckung anderer Hunde und Tiere. Je nach krankmachenden Eigenschaften des Parasiten und der Abwehrkraft des Hundes kann die Infektion sehr milde verlaufen oder es können schwere Durchfälle auftreten. Teilweise ist Schleim oder Fett im Durchfall-Stuhl. Ältere immunkompetente Hunde bilden meist eine Immunität gegen den Parasiten mit einem partiellen Schutz aus und erkranken daher selten.
Gute Datenlage
Beim Hund gehören die Giardien zusammen mit den Spulwürmern zu den häufigsten Darmparasiten. In Europa wurden je nach Untersuchungsmethode und Population zwischen 0,3 und 36 Prozent patente* Infektionen nachgewiesen. Eine Untersuchung von 24.677 Hunden zwischen 2003 und 2010 hat eine Infektionshäufigkeit mit Giardien von 18,6 Prozent in Deutschland ergeben. Die Befallsrate bei Welpen und Junghunden kann sogar bis zu 70 Prozent betragen. Nimmt man alle Endoparasiten zusammen, erhöht sich die Infektionsrate bei Hunden sogar auf rund 30 Prozent. Auch etwa 23 Prozent aller Katzen sind von mindestens einer Endoparasitose betroffen.
Nicht nur das Alter, auch die Haltungsform beeinflusst die Befallsrate. Werden viele Hunde gemeinsam gehalten, wie zum Beispiel in Zwingern oder Tierheimen, steigt das Ansteckungsrisiko. Nach der Einschleppung des Parasiten kann praktisch jedes Tier erkranken und die Zahl der Infektionen kann bis zu 100 Prozent betragen.
Bei Untersuchungen von 8.560 Katzen im Zeitraum 2003 bis 2010 in Deutschland sind durch Kotuntersuchungen 12,6 Prozent positiv auf Giardien getestet worden. Eine weitere europäische Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover und IDEXX Laboratories (2006) zur Vorkommenshäufigkeit von Giardien in Deutschland ergab, dass 22 Prozent der Hunde und 23 Prozent der Katzen mit Durchfall mit Giardien infiziert waren. Für den Hund wurden vergleichbare Werte in vielen anderen europäischen Ländern nachgewiesen, während die Vorkommenshäufigkeit der Giardien bei der Katze in anderen europäischen Ländern stärker variierte (7 Prozent – 26 Prozent).
Nicht immer ist der Hund Schuld
Auch der Mensch ist für Giardien empfänglich: In Mitteleuropa sollen bis zu 10 Prozent der Erwachsenen und 25 Prozent der Kinder befallen sein. Aus diesem Grund werden Giardien von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch als Zoonose-Erreger, die also vom Tier auf den Mensch übertragbar sind, eingestuft. Besonders bei Kindern kann eine Infektion zu heftigen Symptomen führen. Der Mensch infiziert sich über Schmutz- und Schmierinfektionen, verunreinigte Rohkost (Salat, Gemüse) oder verunreinigtes Trinkwasser mit Giardienzysten. Ebenso sind direkte Infektionen aus dem Stuhl infizierter Personen oder auch aus Hundekot möglich. Inwiefern der Hund eine bedeutende Ansteckungsquelle für den Menschen darstellt, ist noch nicht genau geklärt. Die Möglichkeit einer Übertragung besteht ganz offensichtlich, jedoch scheint die Ansteckung von Mensch zu Mensch und von Hund zu Hund weit häufiger aufzutreten. Auch Fliegen können die Parasiten auf die Nahrung von Mensch und Tier übertragen.
Hygiene spielt eine große Rolle
Der Giardiennachweis in der Tierarztpraxis gelingt durch die Untersuchung von Kotproben mit einem speziellen mikroskopischen Untersuchungsverfahren oder durch einen zuverlässigen Schnelltest. Welche Behandlung den größten Erfolg verspricht, entscheidet der Tierarzt. Wegen des hohen Risikos einer erneuten Ansteckung muss peinlich auf Hygiene geachtet werden. Dazu gehören absolute Sauberkeit der Trink- und Futternäpfe, sofortige Aufnahme und Entsorgung abgesetzten Kots, Meidung von Stellen, an denen viele Hunde Gassi gehen sowie die regelmäßige Reinigung von Haut und Haarkleid besonders im hinteren Körperbereich einschließlich Rute. Da die Zysten in kühler, feuchter Umgebung besonders lange infektiös bleiben, ist es ratsam, feuchte Areale in Zwinger und Auslauf trocken zu legen. Befallene Flächen sollten nach Möglichkeit mit dem Dampfstrahlgerät heiß gereinigt werden und erst gründlich abtrocknen, bevor die Hunde die Flächen wieder betreten dürfen.
Auch Kokzidien gehören zu den Darmparasiten
Kokzidien sind bei Hunde- und Katzenwelpen häufig als Parasiten der Darmschleimhaut anzutreffen. Die Befallsraten liegen in der Hunde- und Katzenpopulation bei etwa drei bis zehn Prozent, können aber im ersten Lebensjahr und vor allem in den ersten Lebenswochen mit bis zu 90 Prozent deutlich höher liegen. Klinisch kann die Infektion unauffällig bleiben oder es kommt zu individuell unterschiedlich schwerem Durchfall. Der Erkrankungsgrad hängt vom Alter der Tiere, der Infektionsdosis und dem allgemeinen Gesundheitsstatus ab. Gehäuft werden in Hundezuchten Kokzidiosen bei Welpen im Alter von vier bis sechs Wochen festgestellt, es wurde aber auch von hohen Prävalenzen klinischer Kokzidiose bei Welpen im Alter von bis zu drei Monaten berichtet. Die Kokzidiose kann mit geeigneten Medikamenten, die der Tierarzt verschreiben muss, behandelt werden.
- Patente Infektion: Bezeichnet die Phase einer Parasiteninfektion eines Organismus ab dem Zeitpunkt der abgeschlossenen Entwicklung der Eindringlinge zu ausgewachsenen, eierlegenden Parasiten und dem ersten Auftreten ihrer Fortpflanzungsprodukte in den Körperausscheidungen des Wirtes.
- Präpatente Infektion: Bezeichnet die Phase einer Parasiteninfektion von der Aufnahme bzw. dem Eindringen infektionsfähiger Parasitenstadien in einen Organismus bis zu deren abgeschlossener Entwicklung zu ausgewachsenen, eierlegenden Parasiten und zum Auftreten ihrer Fortpflanzungsprodukte in den jeweiligen Körperausscheidungen des Wirtes. In dieser Zeit können die Parasiten noch nicht über Kotuntersuchungen nachgewiesen werden.
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Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V. / Foto: Ildar Sagdejev
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