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13. April 2024 – 13:50 | No Comment

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Tierschutzprozess: Alle Angeklagten freigesprochen!

Hinzugefügt von Redaktion TierarztBLOG am 2. Mai 2011 – 10:28No Comment

Österreich – Nach 14 Monaten wurden heute Vormittag die Urteile verkündet: Alle Angeklagten wurden freigesprochen!

“Eine traurige Polizei- und Justizposse hat ein Ende gefunden. Jetzt muss die Aufarbeitung der Instrumentalisierung von Polizei und Staatsanwaltschaft beginnen”, reagiert der Grüne Justizsprecher Albert Steinhauser auf den Freispruch der 13 angeklagten TierschützerInnen in allen Punkten.

“Der Mafiaparagraph § 278a muss sofort repariert werden. Die entsprechenden Anträge der Grünen liegen im Parlament”, so Steinhauser. Das Verfahren hat dem Ansehen der Justiz schweren Schaden zugefügt.

Für Steinhauser hat der gesamte Prozess den fatalen Eindruck erweckt, dass sich die Beschuldigten entgegen der Unschuldsvermutung “frei beweisen” müssten. “So absurd das klingt, aber im Nachhinein hat es sich fast als Glück herausgestellt, dass die Polizei den Betroffenen einen Spitzel nachgeschickt hat. Mit den vertuschten Berichten ist die konstruierte kriminelle Organisation in sich zusammengebrochen”, sagt Steinhauser weiter. Mit dem Urteil ist für den Grünen Justizsprecher die Causa aber alles andere als zu Ende. “Wir werden für Aufarbeitung sorgen”, kündigt Steinhauser an.

Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. reagiert erleichtert auf den Freispruch von 13 Tierschützern in Österreich, die sich seit 2008 dem Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung ausgesetzt sahen. Es waren legale und genehmigte Tierschutz-Protestaktionen gegen die Pelz-, Jagd- und Intensivtierhaltungsindustrie, die diese Tierschützer auf die Anklagebank brachten – nicht eine einzige Straftat war ihnen nachzuweisen, erst recht keine Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Stermann und Grissemann über den Tierschutzprozess

Amnesty International und Greenpeace verurteilen das heute abgeschlossene Verfahren gegen die Tierschützer trotz erfolgter Freisprüche heftig als einen Versuch, kritische Teile der Zivilgesellschaft zu diskreditieren. Mittels des umstrittenen Mafiaparagraphen 278a StGB (Strafgesetzbuch) wurde eine NGO mehrere Jahre an ihrer legitimen Arbeit gehindert. Außerdem wurden Aktivisten in den privaten Konkurs getrieben, weil sie eine kritische Kampagne gegen ein Unternehmen führten. Der Paragraph 278a StGB gefährdet damit das Engagement von allen Umwelt-, Tierschutz- und Menschenrechtsgruppen und muss dringend reformiert werden.

“Mit einer Reform des umstrittenen Mafiaparagraphen hat Justizministerin Beatrix Karl jetzt die Chance das Vertrauen der Zivilgesellschaft in die Justiz zurückzugewinnen. Kommt es nicht zur dringend notwendigen Ãœberarbeitung des Paragraphen, kann das, was den Tierschützern geschehen ist, unter Umständen auch NGOs wie Greenpeace blühen”, erklärt Greenpeace-Sprecher Philipp Strohm. “Dieses Paragraphensystem in den Händen von Polizei und Staatsanwaltschaft ist eine erhebliche Gefahr für den Rechtsstaat, eine umfassende Reform ist dringend notwendig. Neben einer präzisen Abgrenzung zwischen organisierter Kriminalität und berechtigter Systemkritik muss zukünftig der Missbrauch von tief in die Privatsphäre eingreifenden Ermittlungsmethoden wie Lauschangriff und Bespitzelung verlässlich verhindert werden”, so Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International.

Im Zentrum des Verfahrens gegen die dreizehn Tierschützer stand der umstrittene Paragraph 278a StGB. Weil dieser zu ungenau formuliert ist, kann er missbräuchlich gegen zivile Gruppen eingesetzt werden. Das kritisierten auch immer wieder namhafte Rechtsexperten. Amnesty International und Greenpeace, sowie zahlreiche weitere NGOs, hatten wiederholt an das Justizministerium appelliert, eine Reform einzuleiten. Die ehemalige Ministerin Bandion-Ortner hatte diese jedoch stets mit dem Argument verhindert, dass man während eines laufenden Verfahrens einen Paragraphen nicht ändern könne. Damit hat sie bewusst ein ungerechtes Verfahren in Kauf genommen.

Mit der neuen Justizministerin Beatrix Karl hofft die Zivilgesellschaft jetzt auf die schon lange notwendige Reform, welche NGOs endlich eindeutig vor einer missbräuchlichen Anwendung schützt. Ein Zusammenschluss von elf NGOs hat ihr dazu bereits einen Lösungsvorschlag übermittelt, der sich an der UN-Konvention zur Bekämpfung organisierter Kriminalität orientiert. Die ergangenen Freisprüche als Rechtfertigung dafür heranzuziehen, alles beim Alten zu lassen, wollen Amnesty International und Greenpeace keinesfalls akzeptieren. “Der umstrittene Mafiaparagraph muss jetzt endlich reformiert werden, um die Zivilgesellschaft vor einer missbräuchlichen Anwendung zu schützen”, so Patzelt und Strohm unisono.

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Quelle: ots, PETA / Foto: Iustitia van Heemskerck, 1556
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