Wenn Hund und Katze Ärger machen
Minki zerkratzt die Seidentapeten, Bello macht partout immer auf den ererbten Perser – Heimtiere, die sich schlecht benehmen, strapazieren die Nerven ihrer Besitzer. Die Tierpsychologie weiß Rat.
Eine „Hinterlassenschaft” auf dem Teppichboden, ein Lackerl auf der Badematte, zerbissene Zimmerpflanzen, zerkratzte Tapeten – nicht immer ist das Zusammenleben mit einem Tier ein reines Vergnügen. Doch oft steckt hinter den „Unarten” von Hund und Katz´ menschliches Fehlverhalten. Richtig behandelt, benehmen sich die tierischen Hausgenossen bald wieder, wie´s sein soll.
So wird ein „Schmutzfink” wieder sauber
Besonders unangenehm ist es, wenn ein Tier nicht zimmerrein ist. Erboste Tierbesitzer greifen dann oft zu drastischen Maßnahmen: Der Übeltäter wird gepackt, mit der Nase in die Hinterlassenschaft getaucht und tüchtig durchgeschüttelt. Solche Aggressionsausbrüche sind verständlich, aber völlig nutzlos: Denn Hund und Katze können nicht verstehen, warum sie solchen Bestrafungen unterzogen werden. Sie sehen keinen Zusammenhang zwischen dem Geschimpfe von Herrchen oder Frauchen und ihrer Missetat. Um einen vierbeinigen Schmutzfink erfolgreich zum Saubermann umzuerziehen, muss erst geklärt werden, warum das Tier das Haus verschmutzt. Denn normalerweise halten Hunde und Katzen ihre Wohnumgebung von sich aus sauber.
Hundewelpen müssen das Gassigehen natürlich erst lernen: Sie werden aber rasch zimmerrein, wenn man sich die Mühe macht, sie zu beobachten. Druckst der Hund herum, schnüffelt er hier und dort, rasch vor die Tür mit ihm – und kräftig loben, wenn er sein Geschäft dort erledigt, wo er soll. Bei allen Hunden sollte beachtet werden, dass sie täglich mehrmals – zumindest viermal – Gelegenheit zum Gassigehen brauchen. Junge und ältere Hunde müssen noch öfter raus. Kätzchen, die liebevoll in der Familie aufgezogen wurden, lernen den Sinn des Katzenklos meist durch das Muttertier kennen. Aber auch Katzen ohne „Kinderstube” fühlen sich meist vom Kistchen mit Streu, in dem sich so schön scharren läßt, magisch angezogen.
»Verhaltensprobleme bei Ihrem Heimtier?«
Anders liegt die Situation, wenn ältere Tiere, die bislang zimmerrein waren, plötzlich schlechte Manieren zeigen. Hier können gesundheitliche Störungen vorliegen, wie Erkrankungen der Harnwege oder des Darms; in diesem Fall sollte unbedingt der Tierarzt konsultiert werden. Stimmt körperlich alles, ist in der Regel der gestörte Seelenzustand des Hausgenossen Schuld am Malheur. Eine Veränderung in der Familiensituation, etwa ein Umzug, eine Scheidung oder das Auftauchen eines neuen tierischen Hausgenossen kann zu Ängsten und Aggressionen führen, die sich in Häufchen und Lackerln äußern. In diesem Fall bringen Geduld und liebevolle Zuwendung Abhilfe. Schimpfen ist sinnlos und verschlechtert nur die Situation. Weiters gilt für Katzen: Nur ein sauberes Kistchen wird gern aufgesucht; frische Katzenstreu und eventuell ein Ersatz-WC wirken stimulierend. Wurde dieselbe Stelle in der Wohnung bereits mehrmals verunreinigt, empfiehlt es sich, für einige Zeit ebendort ein Kistchen aufzustellen.
Hilfe gegen Beißer und Kratzer
Gegen unfreundliche Katzen ist kaum ein Kraut gewachsen: Ein Tier, das schlechte Erfahrungen gemacht hat, schöpft erst mit der Zeit wieder Vertrauen. Und es kann sein, dass es gegenüber Fremden lebenslang misstrauisch und ängstlich bleibt. Hier hilft nur eins: Verständnis – und Besucher vorwarnen. Bei Hunden liegt die Sache anders: Sie sind Rudeltiere, dazu geboren, in einer Rangordnung zu leben. Ein Hund braucht ein starkes, selbstbewusstes Herrchen oder Frauchen. Hat er das Gefühl, selbst die Nummer eins zu sein, zeigt er das auch seiner Umgebung – im schlimmsten Fall mit den Zähnen. Hinter jedem tyrannischen Hund steht ein Hundehalter, der sich tyrannisieren lässt.
Mit eiserner Konsequenz und liebevoller Autorität – jedes richtige Verhalten wird ausgiebig gelobt – lässt sich auch ein ausgewachsener Rabauke noch zähmen. Hilfreich ist in jedem Fall der Besuch einer Hundeschule, wo ja weniger der Hund unterrichtet wird, als vielmehr der Mensch lernt, sich seinem Vierbeiner richtig verständlich zu machen. Der Begleithundekurs sollte für jeden Hund eine Selbstverständlichkeit sein. Zeigt ein Tier, das immer ruhig und freundlich war, auf einmal charakterliche Veränderungen, muss auch an eine Erkrankung gedacht werden: Es sollte vom Tierarzt gründlich untersucht werden, denn manchmal sind es Schmerzen, die zu plötzlicher Aggression führen.
Heulen aus Einsamkeit
Ist die Familie daheim, läuft alles bestens. Sind Herrchen und Frauchen außer Haus, laufen die Nachbarn Sturm: Der alleingelassene Hund heult und kläfft, was das Zeug hält. Trennungsangst ist die Ursache für solche Konzerte. Dagegen hilft nur eine langsame Gewöhnungstherapie: das Alleinsein langsam steigern, den Hund beim Heimkommen besonders liebevoll begrüßen. Eine zweite Therapiemöglichkeit: Eine andere Person tröstet den Hund über die Abwesenheit seiner Familie hinweg, auch sie reduziert ihren Aufenthalt in der Wohnung allmählich. Grundsätzlich soll ein Hund aber keineswegs jeden Tag stundenlang allein in der Wohnung hocken: Wer tagsüber keine Zeit für ein Tier hat, sollte sich besser eine Katze anschaffen. Katzen nehmen längeres Alleinsein nicht übel – sie verschlafen ohnehin den Großteil des Tages. Noch leichter geht es mit zwei Katzen: Sie beschäftigen sich untertags miteinander, abends freuen sie sich über die Zuwendung ihres Menschen.
Zerstörung aus Langeweile
Angeknabberte Schuhe, zerfetzte Polsterung, „aufgegrabene” Teppichböden, zerbissene Zimmerpflanzen: erschreckend, was in manchen Hunden und Katzen steckt. Der Grund für solche Zerstörungwut ist oft schlicht Langeweile. Haustiere brauchen nicht nur Futter, sondern auch Beschäftigung. Ein junger Hund ist einfach nicht ausgelastet, wenn er nur rasch um den Häuserblock geführt wird. Dem Landkätzchen, das die große Freiheit gewöhnt war, muss das stille Großstadtwohnzimmer öde erscheinen. Unsere vierbeinigen Hausgenossen machen uns Freude, wir müssen dafür sorgen, dass sie sich nicht langweiligen. Ein wohlig-ermüdetes Tier, dass sich richtig austoben konnte, stellt nichts an. Noch ein Tipp: Katzen, die sich an Zimmerpflanzen vergreifen, vermissen meist nur ihr Katzengras. Die kleine Portion Grünzeug ist für Zimmertiger lebenswichtig.
Unterwegs mit der Tierpsychologin
Quelle / Fotos: IEMT
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Der Artikel ist ja sehr toll und gut überlegt geschrieben aber ich muss schon ehrlich sagen, dass mich der Teil “Hilfe gegen Beißer und Kratzer” sehr stört.
Hier wird wieder das typische Klischee aufgegriffen: Wenn die Katze etwas schlechtes erlebt hat dann muss man Verständnis geben und ihr Zeit lassen und die Besucher vorwarnen. Man muss auch damit leben, dass sie vielleicht nie ein großer Menschenfreund werden wird.
Ganz im Gegensatz zum Hund: der muss nur richtig konsequent und autoritär erzogen werden. Kein Mitgefühl dass er vielleicht was schlechtes erlebt hat, kein Zeit geben, am besten gleich durch die BGH versuchen durchzuschleifen, denn dann ist ja da Hund am besten erzogen. Geht ja auch nur am Kettenwürger (ist bei der BGH vorgeschrieben).
Kein Verständnis und kein die Besucher vorwarnen und dem Hund Zeit und Sicherheit vermitteln und vorallem KEIN manchmal muss man auch damit leben dass der Hund kein großer Menschenfreund sein wird.
Schön dass ihr das Wort Alpha & Dominanz nicht mehr verwendet, aber eine veraltete Theorie neu zu umschreiben macht sie nicht sinnvoller.
Würden mehr Leute das Verständnis gegenüber Hunden zeigen, was sie gegenüber Katzen haben, wäre es für viele Hunde einfacher und liebevoller.
Liebe Sabine, danke für deinen Kommentar.
Der Artikelinhalt stammt vom IEMT, dem Institut für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung. Dieses wurde 1977 als private wissenschaftliche Institution gegründet. Ausgangspunkt dafür waren Erkenntnisse, die Konrad Lorenz und andere prominente Verhaltensforscher über das Zusammenleben von Mensch und Tier gewonnen hatten – und über den Nutzen, den der Mensch aus dieser Beziehung ziehen kann.
Zitat aus dem Artikel: “Mit eiserner Konsequenz und liebevoller Autorität … “
Konrad Lorenz glaubte aber auch dass der Hund vom Schakal abstammte und zog daher auch seine Verhaltenstheorien.
Kenne das Institut von meinem Studium. Man muss sehr vorsichtig sein, denn die Wissenschaft untersteht einem ständigen Wandel und verschiedenen Meinungen. So heisst es von einer Feddersen-Petersen (im persönlichen Gespräch) dass es eine Rangordnung nur in Familienverbänden gibt und Mensch & Hund eine soziale Partnerschaft eingehen und keine Rudelstruktur bilden. Was auch einige schwedische und amerikanische Behavioristen unabhängig voneinander behaupten.
Aber dazu soll jeder seine Meinung haben. Es geht eben nur darum, dass bei solchen Artikeln eine Art Rassismus stattfindet. Der eine muss sich komplett unterordnen und dem anderen werden Gefühle und Freiheiten zugestanden.
Ich habe den Artikel auf der Homepage leider nicht gefunden. Wo wurde der veröffentlicht bzw. von wem genau verfasst?
Lg
Liebe Sabine,
Der Artikel beruht auf einer Presseaussendung des IEMT.
Danke!
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