Obama und die fatale Ölspur auf dem Golfplatz
Barack Obama, der Mann, der Amerika mit seinem Optimismus die Hoffnung zurückgegeben hat, der begnadete Rhetoriker, der instinktreiche PR-Stratege, zeigt plötzlich Schwächen. Just in jener Region, in der sein Vorgänger George W. Bush nach dem Hurrikan “Katrina” als Krisenmanager gescheitert ist, tappt der US-Präsident jetzt ungeschickt durch den öligen Schlamm an der Golfküste.
Schon seine Rede an die Nation in der Vorwoche enttäuschte viele Amerikaner. Vom Ziel, binnen “Tagen oder Wochen” einen Großteil des ausfließenden Öls einfangen zu können, sprach der Präsident. Von einem Treuhandfonds, den BP zu füllen, aber nicht zu verwalten hat. Und von einer Zukunft mit sauberer Energie. Doch selbst für linksliberale US-Medien traf er dabei nicht den richtigen Ton. Planlos, wie alle bisherigen Versuche, das Bohrloch zu stopfen, sei die 18-minütige Rede gewesen, kritisierten sie. Weder habe Obama gesagt, was er konkret zu unternehmen gedenke, noch sei ein Hauch von Selbstkritik zu spüren gewesen.
President Obama Meets with Gulf Coast Residents
Nach dieser für einen Rhetoriker wie Barack Obama eher matten TV-Ansprache leistete sich der Präsident nun zu allem Überfluss einen weiteren medialen Bauchfleck im Ölsumpf: Staunend sah man via Fernsehen ihn und seinen “Vize” Joe Biden bei einer Tätigkeit, die nicht darauf schließen ließ, dass sich Amerikas Führung derzeit sehr intensiv mit der Ölkatastrophe beschäftigt: beim entspannten Golfspiel. Das wäre vielleicht nicht so arg, wenn nicht zur gleichen Zeit Obamas Stabschef Rahm Emanuel BP-Chef Tony Hayward mit ätzenden Worten bedacht hätte, weil sich der beurlaubte Öl-Boss derzeit gut gelaunt bei einer Segelregatta vor Großbritannien vergnügte: “Ich glaube, wir kommen alle zu dem Schluss, dass Tony Hayward nicht vor einer Zweitkarriere als PR-Berater steht”, witzelte Emanuel.
Jetzt dürfte der Stabschef des Weißen Hauses wohl krampfhaft überlegen, wie er der Öffentlichkeit nun erklären soll, dass der Eindruck entstanden ist, der Präsident halte es mit dem BP-Chef: Die Katastrophe kann warten. Hauptsache, ich verbringe ein nettes Wochenende. Barack Obama muss aufpassen. Im kommenden November gilt es für seine Partei, bei der Kongresswahl ihre Mehrheiten zu verteidigen. Das wird ihr aber nur gelingen, wenn der Präsident vermittelt, er sei stets Herr der Lage und unermüdlich damit beschäftigt, die Öl-Pest in den Griff zu bekommen. Derzeit erweckt er diesen Eindruck nicht.
“Kleine Zeitung” Kommentar von Ernst Heinrich
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