Ein schwarzer Tag für weiße Riesen
Bisher hatten Eisbären eine ziemlich unklare Vergangenheit. Biologen wussten zwar, dass sie eng mit den Braunbären verwandt sind und sich irgendwann als eigene Art abgespaltet haben. Nur wann das war, konnte niemand genau sagen. Seit einigen Tagen ist nun sicher: Der Polarräuber hat sich den weißen Pelz vor 150.000 Jahren übergestreift, um im Eis überleben zu können. Aus Evolutionssicht ist das ein Katzensprung.
Während die Vergangenheit des Polarbären also klar ist, so ist seine Zukunft seit gestern unklarer denn je. Nur eines ist sicher: Ursus Maritimus wird mit einer rekordverdächtig kurzen Aufenthaltsdauer auf der Erde in die Evolutionsgeschichte eingehen. Die 175 Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens Cites lehnten bei einer Konferenz in Katar ab, den internationalen Handel mit Eisbären, Fellen und Jagdtrophäen zu verbieten. Somit setzt nicht nur der Klimawandel den geschätzten 25.000 Bären weiter zu, sondern auch Pelzhändler und Jäger. Es war gestern ein schwarzer Tag für die weißen Riesen. Dabei gehen ausgerechnet die Europäer dem Eisbär an den Pelz. Die EU-Staaten stimmten geschlossen gegen den Antrag der USA. Interessanterweise gehen beide vom selben Ausgangspunkt aus: Das starke Abschmelzen des Polareises und damit die Verkleinerung des Lebensraumes bedrohten die Spezies. Doch sie kommen zu anderen Schlüssen.
Der Eisbär
Während die Amerikaner den Handel als zusätzliche Gefahr ausmachen, sehen die Europäer in der Jagd durch Ureinwohner in Kanada und Grönland keine Gefahr für das Ãœberleben der Art. Es sind dieselben Europäer, die sich noch vor Monaten zu Patenschaften für Eisbären werbewirksam bereit erklärt haben – um das Klima zu retten. Schon die Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen hat die fehlende Handlungsbereitschaft der Weltgemeinschaft gezeigt. Katar macht den nachlässigen Umgang mit der Natur zu einem echten Ärgernis. Dabei brauchen wir nicht einmal verächtlich auf China zu zeigen, das den Schutz des fast ausgestorbenen Tigers blockieren, oder Sambia, das den Verkauf von Elfenbein wieder freigeben will. Die EU hat ihre Ziele für den Artenschutz just um zehn Jahre auf 2020 verlängert. Man schaffe es nicht rechtzeitig, das Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu stoppen. Wenn in Katar von Staaten die Rede ist, die Wildtiere produzieren, und nicht, in denen Wildtiere leben, wird klar, welche Interessen im Vordergrund stehen. Das Umdenken muss endlich beginnen und wir in Europa müssen vorangehen.
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Quelle: Ingo Hasewend / Kleine Zeitung (ots)
Foto: Ansgar Walk