IGN Forschungspreis 2009 vergeben
München – Die Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN) hat am 19. November 2009 zum siebten Mal ihren mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Forschungspreis für artgerechte Nutztierhaltung vergeben. Der Preis ist der einzige seiner Art im deutschsprachigen Raum und richtet sich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die herausragende und anwendungsorientierte Arbeiten zur Förderung der artgerechten Nutztierhaltung veröffentlicht haben. Die Preisverleihung fand im Rahmen der 41. Internationalen Tagung „Angewandte Ethologie“ der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft in Freiburg im Breisgau statt. Das Preisgeld wurde zu gleichen Zeilen von je 2.500 Euro auf folgende vier Preisträgerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilt:
Die Zoologin Dr. Janine Aschwanden Leibundgut erhielt den IGN Forschungspreis für ihre von der Universität Bern angenommene Dissertation„Experimental Studies on the Social Behaviour of Domestic Goats (Capra aegagrus hircus), Pen Design and the Resulting Implications for Goat Husbandry in Loose-Housing Systems“. Die Arbeit geht der Frage nach, unter welchen Haltungsbedingungen kleine Gruppen von behornten Ziegen im Laufstall gehalten werden können, ohne aggressive Auseinandersetzungen zwischen den Tieren auszulösen, die oftmals mit Leistungseinbußen und Verletzungen verbunden sind. Aus den experimentellen Studien über das Sozialverhalten der Ziegen vor allem hinsichtlich deren Individualdistanz werden Grundlagen sowie einfache und kostengünstige bauliche Maßnahmen für die artgerechte Haltung kleiner Gruppen behornter Ziegen im Laufstall erarbeitet (z.B. Sichtschutz beim Fressplatz, unterschiedliche Aufenthaltsebenen). Die Verhaltensbeobachtungen zeigen zudem, wie wichtig eine langfristig stabile Gruppenzusammensetzung ist.
Ein weiteres Preisgeld erhielt die Zoologin Dr. Sabine Dippel für ihre Dissertation an der Universität für Bodenkultur in Wien zu dem Thema: „Lameness in Dairy Cattle: Claw Lesions, Behaviour and Epidemiology“. Die Studie geht zum einen der Fragestellung nach, ob das Verhalten der Kühe, insbesondere ihr Ruhe- und Stehverhalten, die Entstehung von Klauenkrankheiten beeinflusst. Zum anderen werden in einer epidemiologischen Studie auf deutschen und österreichischen Praxisbetrieben weitere Risikofaktoren für Lahmheit bei Milchkühen in Boxenlaufställen untersucht. Neben Holstein- Friesian-Kühen wird auch die Zweinutzungsrasse Fleckvieh untersucht. Die Arbeit kann einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Funktionsbereich Liegen und Lahmheit bei Milchkühen nachweisen und gibt Hinweise für entsprechende Präventionsmaßnahmen auf den Betrieben.
Für ihre an der Ludwig-Maximilians-Universität München angefertigte Dissertation „Ethologische Untersuchungen zur Nutzung von offenen Wassersystemen bei Nerzen (Neovison vison)“ wurde die Tierärztin Dr. Angela Hagn ebenfalls mit dem diesjährigen IGN-Forschungspreis ausgezeichnet. Das Ziel dieser Studie bestand darin, zu untersuchen, welche Beckengrößen und – formen sowie welche Anordnung von offenen Wasserbecken geeignet sind, den Nerzen eine weitgehende Ausübung ihres arteigenen Verhaltens zu ermöglichen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Farmnerze in Freilandhaltung Wasserbecken ausgiebig nutzen und einen bestimmten Wasserbecken-Typ („Schwimmrinne“, 30 cm tief) bevorzugen. Wasserbecken mit einer Tiefe von 30 cm entsprechen den Grundsätzen der in Deutschland gültigen Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung von 2006, die jedoch noch Ãœbergangsfristen von bis zu zehn Jahren vorsieht.
Eine weitere Preisträgerin beschäftigt sich mit dem Auftreten von Federpicken und Kannibalismus bei Küken, Junghennen und Legehennen. Die Biologin und Agrarwissenschaftlerin Dr. Christiane Keppler wurde für ihre Dissertation an der Universität Kassel ausgezeichnet, die den Titel trägt: „Untersuchungen wichtiger Einflussfaktoren auf das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus bei unkupierten Legehennen in Boden- und Volierenhaltung mit Tageslicht unter besonderer Berücksichtigung der Aufzuchtphase“. In umfangreichen experimentellen Untersuchungen wird nachgewiesen, dass vor allem die genetische Herkunft der Tiere die Entwicklung von Federpicken und Kannibalismus beeinflusst. Zudem wird aufgezeigt, dass bereits geringe Besatzdichtenunterschiede in der Aufzucht Auswirkungen auf das Auftreten dieser Verhaltensstörungen haben und eingestreute Nester zur Prävention von Kannibalismus beitragen können.
Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN) wird jährlich ausgeschrieben. Die nächste Bewerbungsfrist endet am 1. März 2010. Die Mitglieder der Jury sind Fachleute aus der Schweiz, Österreich und Deutschland in den Bereichen Veterinärmedizin, Verhaltenskunde, Agrarwissenschaft, Recht und Philosophie.
LINK Empfehlung: Ludwig Maximilians Universität München
Quelle: LMU