Hollywood Cat Report: Felix the Cat – Die Entstehungsgeschichte
Felix the Cat, in Deutschland auch Felix der Kater genannt, ist eine amerikanische Cartoonfigur. Die rein schwarze Gestalt mit den weißen Augen und dem riesigen Grinsen wurde in Kombination mit den surrealen Situationen der Comics zu einer weltweit bekannten Figur von hohem Wiedererkennungswert. Felix war die erste Cartoonfigur, deren Popularität groß genug war, um allein aufgrund ihrer Anziehungskraft ein Publikum in die Kinos zu ziehen.
Am 9. November 1919 tauchte in einem Kurzfilm der Paramount Pictures namens „Feline Follies“ (zu deutsch ungefähr „Katzenverrücktheiten“) eine Cartoonfigur namens Master Tom auf, die Felix deutlich ähnelt. Der Film war im Trickfilmstudio von Pat Sullivan, einem aus Australien eingewanderten Filmproduzenten, hergestellt worden, Regie hatte der Cartoonist und Trickfilmer Otto Messmer geführt. Der Film war ein Erfolg und Paramount bestellte weitere Folgen mit der Figur. Der Paramountproduzent John King taufte sie jedoch um in „Felix“, ein Wortspiel aus den lateinischen Worten felis (Katze) und felix (glücklich, glückbringend, der Glückliche). 1924 unterzog der Trickfilmer Bill Nolan die noch immer ungeschliffene Figur einer Nachbehandlung, durch die sie runder und visuell ansprechender wurde. Felix’ neue Gestalt, belebt durch Messmers meisterhafte Animation, führte bald dazu, dass er schnell international berühmt wurde.
“Felline Follies” – Paramount Pictures 1919
Bis heute ist die Frage ungeklärt, ob Felix von Pat Sullivan oder von Otto Messmer erdacht wurde. Sullivan gab in zahlreichen Zeitungsinterviews an, dass Felix auf ihn zurückginge und er die „key drawings“ für die Figur entworfen habe. Diese Aussage Sullivans wird gestützt durch seinen Cartoonkurzfilm namens „The Tail of Thomas Kat“, der am 18. März 1917, über zwei Jahre vor den „Feline Follies“, Premiere hatte; laut einer Fernsehdokumentation des australischen Senders ABC-TV aus dem Jahre 2004 ist dieser „Thomas Kat“-Charakter ein noch früherer „Felix“-Prototyp.
Aus der erhaltenen Darstellung der Figur von „Thomas Kat“ zur Anmeldung des Copyrights werden auch signifikante Unterschiede zwischen Thomas und Felix deutlich: Wo es Felix wundersam gelingt, seinen Schwanz in Werkzeuge oder andere Gegenstände zu verwandeln, handelt es sich bei dem im übrigen auch nicht anthropomorphen Thomas um eine Katze, die ihren Schwanz in einem Kampf mit einem Hahn verliert und auch nicht mehr wiedergewinnt. Sullivan war der Studiobesitzer und – wie in solchen Fällen in den USA üblich – erwarb er das Copyright an allen kreativen Arbeiten seiner Untergebenen. Nach seinem Tod wurden die Rechte an der Figur Teil der Erbmasse.
Erst viele Jahre nach Sullivans Tod bezeichneten einige von seinen Angestellten Messmer als den Schöpfer von Felix. Sie behaupteten, Felix basiere auf einem animierten Charlie Chaplin, den Messmer bereits zuvor für Sullivans Studio realisiert hatte. Die schwarze, grinsende Katze der „Feline Follies“, die in der Tat wie Chaplin tanzt, verleiht dieser Theorie eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Die werdende Figur ist dort noch kantiger und hat eine erheblich längere Nase als der spätere Felix, aber der berühmte reinschwarze Körper ist bereits vorhanden, hingegen ist die Fellfarbe des früheren Thomas Kat noch nicht endgültig klar.
Ungeachtet der Frage, wer Felix nun ursprünglich schuf, war es Pat Sullivan, der die Figur gnadenlos vermarktete, während der ungenannte Messmer derweil eine ungeheure Menge von Felix-Cartoons zeichnete. 1923 begann er sogar zusätzlich mit einem Comicstrip für die Firma King Features Syndicate. Die Auseinandersetzung um die geistige Urheberschaft von Felix ist in der Animations- und Zeichentrickfilmszene weithin bekannt. Auch eine Folge der Zeichentrickserie „The Simpsons“ beschäftigte sich mit dem Disput. Nach dem Auslaufen des Vertriebsvertrags mit der Paramount 1922 ließ Sullivan seine Cartoons durch Margaret J. Winkler vertreiben. Unter Winkler erreichte Felix’ Popularität neue Höhen.
Felix the Cat – “Neptune Nonsens”
1923 erreichte der Kater den Höhepunkt seiner Filmkarriere. In dem Kurzfilm “Felix in Hollywood” spielt er mit dem Thema seiner eigenen Beliebtheit, indem er sich solchen „Co-Stars“ wie Douglas Fairbanks, Cecil B. DeMille, Charlie Chaplin, Ben Turpin und selbst dem Zensor Will H. Hays bekannt machte. Sein Bild erschien auf Uhren, Weihnachtsschmuck und als Motiv des ersten Riesenballons für die Thanksgiving Day-Parade des Kaufhauses Macy’s. Felix wurde auch das Thema zahlreicher beliebter Schlager. Selbst Paul Whiteman, selbsternannter „King of Jazz“ und ein berühmter Bandleader der Zeit, spielte ein Stück über die muntere Katze ein.
Wie bereits erwähnt, war Felix auch das erste Bild, das in den USA durch einen Fernsehsender übertragen wurde. Die RCA wählte 1928 eine Felix-Puppe aus Pappmaché für ein Experiment im New Yorker Van Cortlandt Park. Das Bild wurde wegen seiner starken Kontraste ausgewählt und weil es den starken Lichtern, die benötigt wurden, widerstehen konnte. Die Figur war auf dem rotierenden Plattenteller eines Phonographen angebracht und wurde täglich rund zwei Stunden ausgestrahlt. Nach einer Einmalzahlung an Sullivan blieb die Puppe auf dem Plattenteller für fast ein Jahrzehnt das Testbild, mit dem die RCA die Feinabstimmung ihrer Bildauflösung vornahm.
Felix’ großer Erfolg zog auch zahlreiche Imitatoren an. Die Erscheinung und die Charaktere anderer Katzenfiguren der 20er Jahre wie dem Julius aus Walt Disneys Alice Comedies, Waffles aus Paul Terrys “Aesop’s Film Fables” und Bill Nolans Adaptation der Krazy Kat von 1925 scheinen sämtlich Felix nachgebildet. Die Cartoons waren auch bei den Kritikern beliebt. Sie wurden angeführt als wundervoll imaginative Beispiele surrealistischen Filmschaffens. Felix wurde nachgesagt, er repräsentiere die kindliche Fähigkeit zum ergriffenen Staunen eines Kindes; das Fantastische erschaffend, wenn es abwesend ist, und leichthändig damit spielend, wenn es anwesend ist. Sein berühmter Gang – die Hände hinterm Rücken verschränkt, den Kopf gesenkt, in Gedanken versunken – wurde ein Markenzeichen, das von Kritikern rund um die Welt stets aufs Neue gedeutet wurde. Felix’ Schwanz, der in einem Moment eine Schaufel sein konnte und im nächsten ein Ausrufezeichen oder ein Bleistift, verdeutlichte, dass einfach alles in dieser Welt geschehen kann.
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